Eines der besten modernen Jugendbücher, das ich je gelesen habe. Heutzutage ist es ja nicht gerade einfach, etwas Ernstzunehmendes in dieser Sparte zu finden, abseits von dem ganzen Fantasy- und Vampir-Zeug und was mittlerweile noch so unter „Young Adult“ firmiert. John Green machte mit seinem jüngsten Roman, „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ über einen krebskranken Teenager, ziemliche Furore. In „Eine wie Alaska“ geht es um Selbstmord. Er schreibt also nicht unbedingt über einfache Themen, dagegen ist „Margos Spuren“ etwas leichter, aber dennoch sehr spannend und mit einer faszinierenden Titelheldin.
Die Handlung wird aus Sicht von Quentin, „Q“ genannt, erzählt. Er kennt Margo schon von klein auf – ein prägendes Ereignis war, wie sie beide als Kinder die Leiche eines Erhängten finden, der sich umgebracht hat. Genau so lang ist Q schon in Margo verliebt, ohne sich eine Chance bei ihr auszurechnen. Sie ist einfach zu hübsch, zu eigenwillig und „cool“, um sich mit einem wie ihm wirklich abzugeben, zumindest seit sie Teenager sind. Trotzdem ist es ausgerechnet Q, den sie für eine nächtliche Abenteuertour auswählt, bei der sie u. a. im SeaWorld einbrechen (sie leben in Orlando, Florida) und fiesen Leuten aus der Schule einen Streich spielen. Erst später wird klar, dass Margo bereits vorher geplant hatte, nach dieser Nacht, die sie zuvor minuziös in ihr geheimnisvolles Notizbuch aufgeschrieben hat, zu verschwinden. Q glaubt, dass Margo Spuren hinterlassen hat, die zu ihrem Aufenthaltsort führen (das hatte sie früher bereits getan) und dass nur er sie finden kann. So liest er einen Gedichtband von Walt Whitman, in dem Margo Zeilen unterstrichen hat, und schläft in einem verlassenen Bürokomplex außerhalb der Stadt. Die Geschichte entwickelt sich zu einem Puzzle, bei dem Q immer mehr realisiert, dass niemand die „echte“ Margo wirklich gekannt hat. Seine Freunde sind ihm bei seiner Suche sehr hilfreich, halten ihn aber auch auf dem Boden und erweisen sich am Ende als echte Kumpels, als sie direkt von der Highschool-Abschlussfeier – noch in ihre schwarzen Roben gekleidet – zu viert in einen VW-Bus steigen, um quer durch die USA zu fahren, weil Q plötzlich zu wissen meint, wo Margo sich versteckt hat. Ihre verrückte Reise von Florida rauf nach New York in einem Tag ist der Höhepunkt des Buchs und unglaublich komisch und warmherzig erzählt (man wünscht sich, als Jugendlicher solche spontanen Unternehmungen mit solchen Leuten gemacht zu haben). Wie es oft so ist im Leben, sind der Weg und die Suche das eigentlich Aufregende, denn als sie Margo schließlich finden, erkennt Q, dass das Traumbild, das er von ihr hatte, der Realität nicht standhalten kann.
Es ist ein Buch über die Schwelle zum Erwachsenwerden, das Entwickeln einer Persönlichkeit und den Abschied von Kindheitsträumen und -verhaltensmustern. Aber auch über Freundschaft und wie sie sich ändern kann, wächst oder in die Brüche geht. In diesem Fall eignet sich ein Jugendbuch wirklich auch für Erwachsene, sofern sie sich noch vage an die Gefühle und Erlebnisse ihrer Jugendzeit erinnern können. Und wenn nicht, dann frischt „Margos Spuren“ das Gedächtnis wieder auf. Ich möchte in Zukunft auf jeden Fall noch weitere Bücher Greens lesen, z. B. die zwei oben genannten, in der Hoffnung, dass sie ebenso gut sind.