Ende 2000 breitete sich allmählich das Harry Potter-Fieber aus und auch ich wurde davon erfasst, pünktlich zum Erscheinen des vierten Bandes. Die ersten zwei Bücher hatte ich bereits gelesen und für gut befunden, als Mama mir zu Weihnachten überraschend das nagelneue „Harry Potter und der Feuerkelch“ schenkte, das sie in einer Radiosendung gewonnen hatte. So hatte ich in den Ferien gleich eine spannende Lektüre. Allerdings kannte ich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht Band 3, „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“, sodass mir alle Verweise auf die Ereignisse darin – einschließlich Harrys Patenonkel Sirius Black und dass sich Rons Ratte Krätze als Peter Pettigrew entpuppte – völlig unverständlich blieben. Das Schließen dieser Lücke wurde dann im darauffolgenden Februar nachgeholt. Da das 4. Buch das einzige ist, das ich selbst besitze und ich es demzufolge mehrfach las, kenne ich es am besten und mag es sehr – vielleicht nicht am allermeisten, Band 3 fand ich super, weil Harry mit Gryffindor die schulinterne Quidditch-Meisterschaft gewinnt und mich dieser Zeitreise-Apparat so faszinierte, mit dem Harry sich selber vor den Dementoren rettet; Band 7 schließlich als Schluss- und Höhepunkt hat mich am meisten in Atem gehalten. Aber „Der Feuerkelch“ mit dem Trimagischen Turnier und Voldemorts Wiederauferstehung gehört auf jeden Fall zu den besten Büchern der Reihe.

Quelle: amazon.de
Die deutschen Cover haben mir stets besser gefallen als die englischen; hier wird Harrys epischer Kampf mit dem Ungarischen Hornschwanz während des Trimagischen Turniers dargestellt.
Da wahrscheinlich die Allermeisten die Serie komplett gelesen haben, kann ich mir eine Inhaltsangabe sparen. Einige Szenen möchte ich aber aufzählen, die mir damals besonders gefallen haben: Zunächst natürlich die Quidditch-WM. Als Fußball-Fan kann ich die Begeisterung während des Finalspiels Irland-Bulgarien sehr gut nachvollziehen, auch wenn es im normalen Stadion keine Maskottchen wie Leprechauns und Velas gibt. Warum auf dem Schild für den reservierten Zeltplatz der Weasleys „Weezley“ steht, verstand ich 2000 noch nicht, da sprach ich den Namen natürlich „Wesley“ aus. Aber den Vergessenszauber fand ich prima, mit dem der Platzwart regelmäßig behandelt wurde. Als nächstes die ersten kleinen Verliebtheiten: Harry schwärmt für Cho Chang, die leider schon Cedric Diggory hat und nicht mit ihm zum Weihnachtsball geht. Hermine fällt ihm und Ron erst als Notlösung ein – und da hat sie sich doch den Quidditch-Champion Viktor Krum geschnappt und sticht als Ballschönheit alle aus. Vermutlich ist das der Moment, in dem Ron seine Kumpeline zum ersten Mal als weibliches Wesen wahrnimmt, in das man sich verlieben kann, was er spätestens in Band 5 auch tut. Zunächst spürt er nur eine heftige Eifersucht auf Klum, die er wohl selbst nicht ganz versteht (seine nicht unattraktive Begleiterin Padma Parvatil ignoriert er geflissentlich, auch weil er sich für sein Second-Hand-Gewand schämt). Derweil wird Hermine von der omnipräsenten Klatschreporterin Rita Kimmkorn ein Verhältnis mit Harry angedichtet, angeblich kann sie sogar Liebestränke brauen. So erleben wir ein weiteres abwechslungsreiches Schuljahr in Hogwarts und alles wäre wie immer, würde nicht das Trimagische Turnier stattfinden, wodurch zwei andere Partnerschulen zu Gast sind, die alles ein bisschen aufmischen – und hätte nicht jemand Harrys Namen in den Feuerkelch geworfen, obwohl er eigentlich noch zu jung für das Turnier ist. Ah, und der furchteinflößende Mad-Eye Moody auf dem Schleudersitz des Lehrers im Fach „Verteidigung gegen die Dunklen Künste“ ist eine weitere Bereicherung der Geschichte, eigentlich ist es enttäuschend, als man am Ende erfährt, dass man gar nicht den „echten“ Mad-Eye erlebt hat, sondern nur einen Undercover-Anhänger von Voldemort, während der echte Moody in einem Koffer eingesperrt war…
„Der Feuerkelch“ war auch der letzte Potter-Band, den ich nur auf Deutsch las, Band 5 dann erst auf Englisch, dann auf Deutsch (ich verstand vieles nicht und es ging mir mit dem Wörterbuch zu langsam vorwärts) und die letzten zwei ausschließlich auf Englisch. Wie ich während meines Studiums mitbekam, wurde die deutsche Übersetzung oft kritisiert, wegen Ungenauigkeiten und weil viele Wortspiele in Eigennamen verloren gingen (aber das ist leider oft der Preis von Übersetzungen). Wer sich ein Bild über die Unterschiede zwischen Original und deutscher Fassung machen möchte, wird hier fündig. Dies ist aber während der tatsächlichen Lektüre wenig relevant, ich hatte auch nie etwas an der deutschen Fassung auszusetzen, denn wenn man es nicht anders kennt, beklagt man sich nicht. Rons Ausspruch „tierischer Magnetismus“ (auf die Frage, wie er und Harry die zwei hübschesten Mädchen des Jahrgangs als Tanzpartnerinnen ergattern konnten) habe ich sogar in meinen Wortschatz übernommen – keine Ahnung, wie das auf Englisch heißt. Das Buch war sicher eines meiner schönsten Weihnachtsgeschenke und wird garantiert nicht entsorgt werden wie manch anderes, sondern treulich aufbewahrt, auf dass ich in Harrys Zauberwelt abtauchen kann, wann immer mir danach ist. Meine Kinder werden die Reihe später ohnehin lesen wollen.