Warnung: Dieses Buch ist wirklich nur für Leute, die so verrückte Vorlieben haben wie ich. Ich sehe leidenschaftlich gern Filme und habe eine lange Reihe von Lieblingsfilmen, aber meine absolute Nummer Eins ist und bleibt „Titanic“. Kein Filmpaar hat mich jemals so angerührt wie Jack und Rose; klar sind die Effekte spektakulär und die Detailgenauigkeit, mit der Cameron das Schiff und dessen trauriges Schicksal auf die Leinwand bringt, ist atemberaubend, aber es ist diese unheimlich romantische und starke Liebe zwischen den beiden Protagonisten, die mich beim ersten vollständigen Ansehen des Film im August 2006 so mitgerissen hat, dass ich seitdem bekenne, egal wie peinlich es sein mag: „Titanic ist mein Lieblingsfilm.“ Punkt.

Zwei Dinge, die mir lieb sind: „Titanic“, und darunter ein Faltposter zur Geschichte des VfB Stuttgart
Im April 2012, einhundert Jahre nach dem Untergang, kam das Meisterwerk nochmals in die Kinos – ein Freudentag, auf den ich lange hingefiebert hatte. 3D hin oder her, hauptsache, ich sah den Film einmal auf der großen Leinwand, wofür er gemacht wurde, Monumentalschinken der er nun mal ist. Und wie es so kam, lieh ich mir dann dieses Buch aus, das komplette Drehbuch mit allen Dialogen, Anmerkungen und Bildern. Ich konnte stundenlang darin blättern und vor allem prüfen, wie gut ich die Filmtexte schon auswendig kenne, indem ich sie aus dem Gedächtnis hersagte und dann nachlas. Da vieles noch während des Drehens geändert oder geschnitten wurde, zum Beispiel das Gespräch zwischen Jack und Rose auf dem Deck am Tag nach ihrem Kennenlernen, oder Jacks Monolog beim Dinner in der ersten Klasse („Ich habe Luft in meinen Lungen und ein paar leere Blatt Papier…“), stimmte der Text im Buch allerdings auch nicht immer so ganz. Nebenbei erfuhr ich endlich die Antworten auf brennende Fragen – wie heißt Fabrizio mit Nachnamen? Wessen Hand ist denn das nun an der Autoscheibe (ich musste die Szene mehrfach sehen und brauchte all mein räumliches Vorstellungsvermögen, um mich davon zu überzeugen, dass es Roses Hand ist)? Aber wer ist jetzt dieser verdammte 4th Officer Boxhall, den ich nur aus dem Abspann kannte? Oder Quartermaster Rowe? Da half nur eins: Mit dem Buch auf dem Schoß den ganzen Film noch mal auf DVD sehen, samt aller 40 deleted scenes. Es gibt Schlimmeres, wirklich. Camerons Erklärungen, warum es diese oder jene Szene nicht in die Endfassung geschafft hatten, waren auch ganz hilfreich – trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass Roses Auftauchen in die 3. Klasse gleich einer göttlichen Erscheinung hätte drin bleiben müssen, ebenso ihr Gespräch mit Jack auf dem Deck nach dem Tanz. Oh, und wer hat noch mal behauptet, die Dialoge seien schlecht oder hölzern? Es ist ja wohl als Witz gemeint, wenn der angekettete Jack der Hilfe suchenden Rose hinterheruft: „Ich warte solange hier“?! Ich kann mich darüber jedenfalls immer wieder amüsieren und bete all diese herrlichen Sätze so gern herunter: „Wir sind angemessen gekleidet und bereit, wie Gentlemen unterzugehen.“ – „Die besten, die ich je gesehen habe, Ma’am – fast keine Ratten.“ – „Ich kann Eis riechen, wenn ich nah genug dran bin.“ – „Ich weiß, das ist völlig verrückt – deshalb will ich es ja auch.“ Und so weiter…
Wie es so ging, wurde der 3D-Film im Juli in München unter freiem Himmel gezeigt, ich kaufte mir ein Regencape und genoss bis kurz vor Abspann einen schönen, trockenen Abend. Oh, und dann kam er im Herbst noch im Fernsehen, also wurde er zum 4. Mal angeschaut… 2012 war somit das totale „Titanic“-Overkill-Jahr, aber ein Lieblingsfilm überlebt das locker, das ist ja gerade das entscheidende Kriterium. „Das ist doch ein Anblick, den man nicht alle Tage hat.“ Eben. Dieses Buch ist ebenfalls ein definitiver Kandidat zum Kaufen, wenn man seiner noch gebraucht irgendwo habhaft werden kann, es war zum Zeitpunkt des Erscheinens nicht gerade billig, aber einmal… Einen habe ich noch zum Schluss, mein Lieblingssatz aus meinem Lieblingsfilm: „Lieber bin ich seine Hure als deine Frau!“ Ha!!