Im Rückblick auf dieses Buch und mit den Augen eines Erwachsenen (?) kommt es mir unglaublich kitschig vor, aber damals, mit 13 Jahren, habe ich es geliebt. Diese Sara erschien mir wie ein Engel, so unglaublich geduldig, demütig und lieb – damit sollte sie natürlich als Vorbild für alle kleinen Mädchen dienen. Ihre Geschichte ist ein Märchen: erst der umhegte Schatz ihres Vaters, reich dank einer indischen Diamantenmine und bei allen Kindern im Internat beliebt, wird sie zur Ausgestoßenen nach dem Tod des Vaters, da sie das Internatsgeld nicht mehr bezahlen kann. Sie muss in eine kleine, einsame Bodenkammer ziehen und als Hausmädchen bzw. Hilfslehrerin im Internat arbeiten, um nicht das Dach über den Kopf zu verlieren. Die Schuldirektorin Miss Minchin ist ein furchtbarer Drachen, der neidisch auf Sara ist, weil sie klug ist (und besser Französisch spricht), gütig zu den Schwächeren und Ärmeren ist und sie darum alle gern haben. Sie schikaniert Sara aufs Schlimmste, lässt sie halb verhungern und sorgt dafür, dass jeder auf sie herabsieht (bis auf ein paar wenige wie die kleine Lotti, für die Sara wie eine Ersatzmutter wird, ihrer Mitschülerin Irmengard und das Küchenmädchen Becky, die ihr Los teilt). Das Mädchen reagiert darauf, indem sie sich vorstellt, dass alles nur ein Spiel sei und sie tatsächlich noch immer die „Prinzessin“ ist wie vor dem Tod des Vaters. Dementsprechend behandelt sie alle Personen freundlich, „huldvoll“ und großzügig, selbst wenn sie beleidigt wird. Somit behält sie ihre Würde und lässt sich nicht auf das schlechte, gehässige Niveau ihrer Mitmenschen herab – wirklich ein sehr gutes Vorbild! Eines Tages lernt sie einen Inder kennen, dessen Affe sich in ihr Zimmer verirrt hat. Er ist Diener eines wohlhabenden Herrn, der gegenüber vom Internatsgebäude wohnt und, wie sich herausstellt, ein alter Freund von Saras Vater ist. Er sucht verzweifelt nach dem Mädchen, ohne zu wissen, dass er sie längst gefunden ist. Als sich am Ende alles aufklärt, erbt Sara das wider Erwarten doch reichlich vorhandene Vermögen ihres Vaters und siedelt in den Haushalt seines Freundes um, gemeinsam mit ihrer Freundin Becky. Und die böse Miss Minchin kann nur stehen und staunen.

Quelle: zvab.com
Schon das Cover ist hübsch und macht Lust aufs Lesen
Ja, ein wirklich schönes Mädchen, perfekt zum Träumen und Mitleiden. Wenn ich an das Buch denke, sehe ich vor meinem geistigen Auge, wie ich an einem hellen Aprilabend auf dem Bett liege und Seite um Seite lese; so gebannt bin ich von der Geschichte, dass mich erst die zunehmende Dunkelheit zum Aufhören zwingt. Diese Augenblicke im Leben eines Lesers, in denen wir eins sind mit dem Buch und unsere Umgebung ganz vergessen, beantworten die Frage, warum wir lesen und nie genug bekommen können: Es ist einfach so wunderbar! Und man trifft solch herzallerliebste Wesen wie Sara, die zu gut ist, um wahr zu sein und die man gerade deshalb gern zur Freundin hätte. Und weil mich diese Geschichte wieder einmal lehrt, dass Wunder möglich sind – und nicht nur in der Fantasie.