Ein Monat - ein Buch

April 2002: Gudrun Mebs – Sonntagskind

Dies ist ein trauriges Buch, an viel mehr als diesen bleibenden Eindruck kann ich mich nicht mehr erinnern – wie das so ist, wenn die Lektüre schon über zehn Jahre zurückliegt. „Sonntagskind“ handelt von einem  Mädchen im Kinderheim, das in der Ich-Perspektive erzählt, wie es immer auf den Sonntag wartet, wenn alle anderen Kinder abgeholt werden, von Verwandten oder Eltern auf Zeit, die sich um sie kümmern. Nur diesem Kind bleibt solches Glück – obwohl an einem Sonntag geboren und deshalb angeblich ein Glückskind – auch am Sonntag verwehrt und es fühlt sich an diesem Tag noch einsamer und verlassener als sonst. Natürlich wird sie von den anderen Kindern deswegen auch aufgezogen. Als sie irgendwann doch eine Sonntagsmutter findet, ist das Leben dort ganz anders als gedacht, doch zum ersten Mal erlebt es Liebe und Geborgenheit. Jetzt träumt es davon, für immer bei der Frau zu bleiben…

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Quelle: abebooks.com

Bevor ich hier noch Unsinn aus meinem Gedächtnis krame, lieber ein Zitat aus einer anderen Rezension:

Eines Tages bekommt das Sonntagskind jedoch auch eine Sonntagsmami. Und was für eine! Sie heißt Ulla Fiedler, ist klein und zart, trägt ihr Haar kurz und meistens eine Bommelmütze und Gummistiefel. Auch sonst ist sie ganz anders, als die Kleine sie sich vorgestellt hat. Ulla gleicht so gar nicht den übrigen Sonntagseltern; denn sie ist quirlig und spontan, lebt in einer kleinen, gemütlichen, aber unaufgeräumten Wohnung, wo sie Geschichten für Kinder in ihre alte Schreibmaschine tippt und sogar barfuß herumläuft, wenn sie nicht gerade in Gedanken schwelgt.

Ulla hat große, braune Kulleraugen, die die Kleine an ihren Plüsch-Gefährten, den „Lutschhasi“ erinnern, an den sich das Mädchen kuschelt, wenn es mal wieder von den anderen Heimkindern geärgert wird. Das Sonntagskind ist zwar anfangs skeptisch und überrascht über die so ungewöhnliche Sonntagsmami, doch schnell schließt sie Ulla in ihr Herz, da beide zusammen die tollsten Sachen machen, für die man zwar wenig Geld, aber umso mehr Fantasie braucht…

Also geht das Buch halbwegs gut aus, aber ich konnte die Einsamkeit des Kindes gut nachfühlen und vielleicht habe ich sogar ein wenig geweint. 1984 wurde das Buch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und wird auch heute noch gern in Grundschulen gelesen. Gudrun Mebs hat noch andere ganz tolle Bücher geschrieben, z. B. „Oma schreit der Frieder“ und drei Folgebände, die lustiger sind als „Sonntagskind“ und die ich auch sehr gern gelesen habe, als ich 11 oder 12 war.

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Ein Kommentar zu “April 2002: Gudrun Mebs – Sonntagskind

  1. Hallo Anne!
    Ich habe mich gefreut, dieses Buch in Deinem Blog zu finden. Ich lese gerne Rezensionen zu Büchern, an die ich mich aus meiner Kindheit erinnere. Und an dieses denke ich sehr oft zurück. Mich hat, genau wie dich, die Einsamkeit des Kindes sehr berührt. Alles war stimmig, die Scheu, der trotzdem immer wieder aufblitzende Mut und der unbedingte Wille, das eigene Leben doch in die Hand zu nehmen. Danke für die Rezension. Vielleicht bringt es den einen oder die andere dazu, dieses Buch in die Hand zu nehmen.

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