Ein Buch - mehrere Monate/Ein Monat - ein Buch

September 2003: J.R.R. Tolkien – Der Herr der Ringe

Was könnte ich noch Schlaues hinzufügen, was nicht bereits über diese Bücher gesagt oder geschrieben wurde? Es gibt ja Tolkien-Experten, die nicht nur die „Herr der Ringe“-Bücher und „Der Hobbit“ gelesen haben, sondern all die Hintergrundgeschichten mit Mythen von Mittelerde und früheren Zeiten, wie sie im „Silmarillion“ oder in „Nachrichten aus Mittelerde“ verzeichnet sind. Leute, die sich die Zeit nehmen und Elbisch lernen (eine unleugbar schöne Sprache, sowohl vom Klang als auch hinsichtlich der Schrift). Ich habe mich mit den Filmen begnügt, die zu meinen liebsten zählen und die ich nicht müde werde, anzusehen. Sie waren der Grund, dass ich im Herbst 2003 die Romane las, denn ich wollte den dritten Teil, „Die Rückkehr des Königs“, im Kino ansehen – ich hatte nämlich die blauen Augen von Elijah Wood für mich entdeckt. Damals wie heute hatte ich aber den festen Vorsatz, eine Literaturverfilmung nicht anzusehen, bevor ich das Buch gelesen hatte – eine Ausnahme habe ich bei „Abbitte“ gemacht, aber nach dem „Leopard“ oder „Gefährliche Liebschaften“ musste ich lange suchen, während an die DVD leicht heranzukommen war, trotzdem blieb ich standhaft. Und bevor ich mich auf der Leinwand an der Riesenspinne Kankra und Frodos abgebissenem Finger erfreuen konnte, wollte ich erst die drei Bände durchackern. Was ein überaus schönes Erlebnis war.

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Quelle: ebay.de

Ich bin nicht sicher, ob dies die von mir gelesene Ausgabe ist, aber das Cover war komisch, soviel weiß ich noch

Ich verkroch mich in jenem Herbst unter meine Bettdecke, nervte meine Mutter durch gelegentliche Rufe wie „Hu, die schwarzen Reiter“ (Assoziationen zum „kopflosen Reiter“?) und fand es nach kurzer Eingewöhnung nicht schwer, mich in Mittelerde zurechtzufinden. Nur musste ich mich erst daran gewöhnen, dass der eher einem Kinderbuch entsprechende Ton aus „Der kleine Hobbit“ hier gegen etwas sehr viel düstereres eingetauscht worden war. Im Film fehlt mir übrigens die Episode mit Tom Bombadil, der die Hobbits erst aus einer lebenden Weide befreit und später aus Hügelgräbern, wo sie immerhin kostbare Waffen finden, die sich später nützlich im Kampf gegen Orks und Nazgûl erweisen sollten. Und noch zwei Szenen bzw. Charaktere vermisste ich: Zum einen das Pony Lutz, das Sam in Bree findet und das ihm treu bis nach Bruchtal und zu den Minen von Moria begleitet, wo er es schweren Herzens zurückschicken muss. Und zum anderen Sams kostbares Kochgeschirr, das er die ganze Reise über mitschleppt, bis er es am Ende in Mordor in einen Abgrund werfen muss, damit er und Frodo sich verkleidet unter die Orks mischen können. Das Geräusch der fallenden Töpfe klingt ihm „wie das Läuten der Totenglocken“ in den Ohren (NB: Gibt es in Mittelerde Glocken?). Das sind doch Lesemomente, die man nicht vergisst. Über Riesenspinne Kankra war ich auch informiert (die ja eigentlich schon in „Die zwei Türme“ erscheint), sodass ich mich rechtzeitig an Opas Schulter verstecken konnte, als sie auf der Leinwand auftauchte. Gott, das war erst das zweite Mal, dass ich im Kino war, ein ganz besonderes Erlebnis! Der Saal war rappelvoll, wie ich es seitdem nur bei der 3D-Version von „Titanic“ erlebt habe.

Jahre später las ich die Bücher dann im Original, „The Lord of the Rings“ – die Sprache war unkomplizierter als gedacht und die Lektüre brachte alte Erinnerungen zurück. Tolkiens Werke gehören zu meinen wenigen Abstechern ins Fantasy-Genre und ich kann seine Erfindungsgabe und vor allem seine Mühe, eine ganze Welt mit all ihren Geschöpfen und deren jeweiligen Sprachen und Gebräuchen zu erschaffen, nicht genug bewundern. Vor allem hat er bei allen Schlachten und Weltenrettungsgetön nie den Humor vergessen. Und stets macht sich sein Glaube an das Gute bemerkbar, an das einfache Glück am heimischen Feuer mit einer guten, fantasievollen Geschichte voller Spannung und Abenteuer. Wie „Der Herr der Ringe“ eine ist.

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