Ein Monat - ein Buch

Dezember 2002: Jostein Gaarder – Das Weihnachtsgeheimnis

Jostein Gaarder ist bekannt für seine philosophischen Romane, die oft in erster Linie für Jugendliche geschrieben wurden, aber die auch Erwachsene gern lesen. „Das Weihnachtsgeheimnis“ halte ich für sein schönstes bzw. originellstes, denn es handelt sich um einen lesbaren Adventskalender, und obwohl es mittlerweile einige solcher Bücher gibt – meist Sammlungen von Kurzgeschichten – war Gaarder wahrscheinlich einer der ersten mit dieser Idee. Wie in „Sofies Welt“ gibt es eine Art Buch, oder besser gesagt: Adventskalender, im Buch, da der Junge Joachim in seinem ungewöhnlichen Kalender handbeschriebene Zettel findet, auf denen die Geschichte von Elisabeth steht, die einem Glockenschaf aus dem Kaufhaus hinterher läuft und unterwegs Gesellschaft von Engeln und anderen Figuren der Weihnachtsgeschichte bekommt, bis sich am Ende alle in einem Stall wiederfinden.

Quelle: dem-wahren-schoenen-guten.de

So schlagen wir jeden Tag ein weiteres Kapitel auf, in dem Joachim ein weiteres Türchen öffnet und die kleine Elisabeth von Oslo und dem stressigen, lauten Kaufhaus weg quer durch Europa läuft (sie kommen u. a. in Hameln beim Rattenfänger vorbei) und gleichzeitig rückwärts in der Zeit reist.

„Wir reisen in zwei verschiedene Richtungen auf einmal. Einerseits auf der Landkarte südwärts nach Bethlehem und Judäa. Die andere Richtung führt uns durch die Geschichte in die Stadt Davids zur Zeit der Geburt Jesu. Das ist eine sehr ungewöhnliche Art des Reisens, viele würden sie für unmöglich halten, aber für Gott ist nichts unmöglich. Denn Zeiten sind gekommen, und Zeiten sind verstrichen, und eine Generation ist auf die andere gefolgt. Aber der Weg nach Bethlehem ist noch immer genau derselbe.“

Nun fragen sich Joachim und seine Eltern, ob das ganze eine wahre Geschichte ist, ob wirklich eine Elisabeth Hansen einmal in der Vorweihnachtszeit verschwunden sein mag… Der Hersteller des Adventskalenders, ein mysteriöser Blumenhändler auf dem Markt, könnte vielleicht die Antwort wissen, aber natürlich müssen wir uns bis zum Heiligabend gedulden. Gaarder schafft es, die Vorfreude auf Weihnachten zu wecken und uns gleichzeitig auf das Wesentliche des Festes hinzuweisen – nicht umsonst rennen Elisabeth und das Schaf vom Einkaufstrubel davon und zum Stall von Bethlehem, mit Hirten, frechen Engeln, den drei Weisen aus dem Morgenland, dem Landpfleger Quirinius (der ohne die Weihnachtsgeschichte längst vergessen wäre) und selbst Kaiser Augustus im Schlepptau. So bekommt man einen ganz neuen Blick auf diese altbekannte Erzählung, die mit Leben erfüllt wird, und für manches Detail findet man Erklärungen – warum Engel zur Begrüßung immer „Fürchte dich nicht“ sagen oder woher der Weihnachtsmann/Nikolaus kommt und vieles andere. Spätestens am 24. Dezember ist die Kernbotschaft des Festes auf schönste Weise angekommen. Das Buch ist ab 8 Jahren, kann aber in jedem Alter (vor)gelesen werden.

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