Das Lexikon der Idole bietet von A wie Hans Albers bis Z wie Emil Zatopek ein buntes Sammelsurium von Menschen, die eines gemeinsam haben: Sie haben andere Menschen inspiriert, begeistert, zu Nachahmung und Verehrung angeregt, eben „Idole“. Ursprünglich bedeutet das Wort „Idol“ „Götzenbild“ (daher auch „Idolatrie“ – Götzenverehrung), und tatsächlich hat ja manches Fantum schon quasi-religiöse Züge. Ich fürchte, auch ich habe in bestimmten Momenten das 1. Gebot – „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ – gebrochen…

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Allgemein denkt man bei „Idolen“ sicher zuerst an Stars aus der Musik- und Filmbranche, die gängigen Leute, die auf den Postern in den Zimmern Millionen Jugendlicher zu finden waren und noch immer sind: James Dean, Kurt Cobain, Madonna, Elvis, Jimi Hendrix, John Lennon… Aber man kann natürlich auch ein Teil der Popkultur werden, ohne künstlerisch tätig gewesen zu sein, bestes Beispiel dafür ist das legendäre Porträt von Che Guevara, das so mancher Möchtegern-Revoluzzer stolz auf der Brust trägt. Mutter Teresa, Mahatma Gandhi oder Nelson Mandela haben durch ihre Nächstenliebe, ihre Zivilcourage oder ihren starken Glauben inspiriert. Juri Gagarin war als erster Mensch im Weltraum ein gefeierter Held im gesamten Ostblock. Ich weiß nicht genau, wie es Buffalo Bill oder Hugh Hefner in die Liste geschafft haben und allgemein ist die Auswahl natürlich sehr subjektiv, beliebig und zusammengewürfelt: Jean d’Arc neben Janis Joplin und Adolf Hitler neben Fidel Castro – ja, nicht nur positive Figuren findet man hier. Aber wer will bestreiten, dass der Führer während des Dritten Reichs von vielen geradezu fanatisch verehrt wurde, da braucht man sich nur Archivmaterial seiner Reden und Paraden ansehen.
Das Lexikon hat verständlicherweise eine sehr deutsche Ausrichtung, wie an Udo Lindenberg, Steffi Graf und Franz Beckenbauer ersichtlich ist (okay, Udo Jürgens und Niki Lauda sind Österreicher). Die Einträge sind gut geschrieben, ohne in falsche Huldigung zu verfallen, und bringen auf den Punkt, warum die Person zu einem bestimmten Zeitpunkt – oder immer noch – als Idol betrachtet wurde/wird. Auch die Schnelllebigkeit der Medienwelt wird deutlich: Marlene Dietrich oder Frank Sinatra haben vielleicht nichts von ihrer Anziehungskraft verloren, aber wer erinnert sich noch an Rudolph Valentino? Ich kannte ihn damals jedenfalls nicht, aber ich war ja beim Lesen noch nicht mal 15 und eben solche Bücher haben mir geholfen, mein Trivialwissen bedeutend zu erweitern. Eine interessante, amüsante Lektüre, die man immer mal zur Hand nehmen, sich beim Blättern drin festlesen oder verschenken kann. Muss ich erwähnen, dass ich damals alle 100 Personen auswendig im Kopf hatte? Irgendwie mochte ich das Lernen von Listen immer gern, siehe all die wunderbaren „50 Klassiker“-Bände.
NB: Karsten Weyershausen, einer der Autoren, hat noch mehr interessante Lexika verfasst, z. B. über prominente Selbstmörder und Astrid Lindgren (Will ich haben!) und auch etliche Bücher illustriert, wie ein Blick auf seine Website verrät.