Es war ein komisches Gefühl, zu wissen, dass nach diesem Buch kein neuer Harry Potter-Band erscheinen würde – nie wieder diese Spannung und Erwartung, die Vorfreude auf ein weiteres Schuljahr in Hogwarts und dabei zuzusehen, wie sich Harry und seine Freunde langsam von Kindern zu Erwachsenen entwickeln, mit allen dazugehörigen Höhen und Tiefen. Denn das machte, so glaube ich, einen guten Teil des Reizes der Potter-Serie aus: Trotz aller Fantasy-Elemente sind sie am Ende ganz normale Teenager, die ganz normale Probleme haben und nebenbei noch Voldemort und Co. bekämpfen müssen. Die Verantwortung, die auf den Schultern von Harry, Ron und Hermine im letzten Band lastet, ist unglaublich groß und obwohl ihre Suche nach den Horcruxen von außen fast den Eindruck einer gemütlichen Campingreise erweckt, müssen die 17-jährigen in Wirklichkeit alle Teile von Voldemorts Seele finden und zerstören, damit er endgültig besiegt werden kann.

Quelle: ellaboratoriofreak.blogspot.co.uk
Zur Abwechslung mal die ukrainische Ausgabe (gefällt mir immer noch besser als die englische)
Dass der letzte Band kein idyllisches Picknick werden würde, war spätestens nach dem 6. Roman klar, als mit Dumbledore eine der beliebtesten und wichtigsten Charaktere starb. Wer bis dahin Snape nicht gehasst hat, musste es spätestens ab diesem Moment tun. Ein äußerst cleverer Schachzug von Rowling, denn umso größer war das Erstaunen und die Scham, ihn vorzeitig verurteilt zu haben, weil in Wirklichkeit Dumbledore alles so geplant hatte (und wie Snape all die Jahre gelitten hat, mit Harrys grünen Augen, die er von seiner Mutter geerbt hatte und die seinen Lehrer stets an seine unglückliche Liebe erinnerten – SEUFZ!). Es traf mich sehr heftig – eigentlich schlimmer noch als Freds Tod beim Kampf um Hogwarts -, dass Hedwig ein fehlgeleiteter Todesfluch trifft, als Harry bei seiner Flucht von den Dursleys von Totessern angegriffen wird. Ausgerechnet Hedwig, unsere geliebte Schneeeule, wer hätte geglaubt, dass auch sie sterben muss?! In „Deathly Hallows“ schwebte ich ständig zwischen Lachen und Weinen, in einem Moment erleben wir die herrliche Radio-Übertragung von „Potter Watch“, moderiert von Fred, George und Lee Jordan, aber gleich darauf bricht wieder die rauhe Wirklichkeit ein und in einem dummen Streit verlässt Ron seine Freunde. Ach, diese Eifersucht! Dann rettet Ron Harry das Leben und in einer anrührenden Szene versöhnen sie sich wieder, als Harry seinem Freund erklärt, für wen Hermines Herz wirklich schlägt:
„After you left,“ he said in a low voice, grateful for the fact that Ron’s face was hidden, „she cried for a week. Probably longer, only she didn’t want to see me. There were loads of nights when we never even spoke to each other. With you gone…“
He could not finish; it was only now with that Ron was here again that Harry fully realized how much his absence had cost them.
„She’s like my sister,“ he went on. „I love her like a sister and I reckon she feels the same way about me. It has always been like that. I thought you knew.“
Es sind Szenen wie diese, die den Roman für mich ausgemacht haben, deshalb habe ich spät abends immer noch eine und noch eine Seite lesen müssen. Am guten Ende habe ich nie gezweifelt, natürlich würde Harry Voldemort besiegen! Obwohl, nach Hedwigs Tod konnte man Rowling alles zutrauen… Von den sich überschlagenden Ereignissen danach habe ich dagegen wenig behalten. Es war schön, fast alle Schulkameraden und Freunde von Harry im Room of Requirement wiederzutreffen, und das Quasi-Jenseits, in dem wir Dumbledore treffen, ist eine gänzlich unerwartete, beinahe philosophische Szene. Der Epilog war dann schon arg an der Grenze zum Kitsch, vor allem die Namen der Kinder von Harry und Ginny – anscheinend ging es nur nach ihm, denn James Sirius, Albus Severus und Lily Luna sind zum Großteil nach Harrys Verwandten und Vorbildern benannt, wenigstens ein „Fred“ wäre doch drin gewesen (angeblich hat George seinen Sohn nach dem verstorbenen Bruder benannt, das wird aber im Buch nicht erwähnt). Neville ist Lehrer für Herbology und Harrys Narbe hat seit 19 Jahren nicht geschmerzt. Ende gut, alles gut:
“All was well.“
Das war’s. Nie wieder ein neuer Harry-Potter-Band. Ein weiterer Teil meiner Jugend verabschiedete sich… Und das ist nun auch schon wieder fast sechs Jahre her. Ja, an solchen Buchserien merkt man erst, wie die Zeit verflogen ist, und nicht nur Harry, sondern auch man selbst ist erwachsen geworden, zwar ohne einen Kampf auf Leben und Tod, aber auch wir haben unsere Narben davongetragen und können nur hoffen, dass sie uns 19 Jahre später nicht mehr schmerzen.