Ein Monat - ein Buch

November 2001: Gary Paulsen – Allein in der Wildnis & Der Fluss

Dieser Band enthält zwei spannende Abenteuergeschichten des Amerikaners Gary Paulsen, beides Mal mit dem gleichen Protagonisten, sodass das Hintereinander-Lesen Sinn macht. In „Allein in der Wildnis“ lernt man den zwölfjährigen Brian kennen. Er muss die Scheidung seiner Eltern verkraften und soll mit einem kleinen Flugzeug zu seinem Vater nach Alaska gebracht werden, um bei ihm den Sommer zu verbringen. Doch als während des Flugs der Pilot einen Herzinfarkt erleidet und die Maschine über der kanadischen Wildnis abstürzt, ist der Junge plötzlich auf sich gestellt – und hat noch Glück, überhaupt überlebt zu haben. Doch wie lange kann er durchhalten, ohne echte Hoffnung, bald gefunden zu werden?

Quelle: lovelybooks.de

Brians erste Bewährungsprobe ist schon das Steuern des Flugzeugs, und auch wenn er den Absturz nicht verhindern kann, so gelingt ihm doch eine mehr oder weniger gelungene Notlandung auf einem See. Sein einziges Werkzeug ist ein kleines Beil, auf Englisch „hatchet“, was auch dem Buch im Original seinen Titel gab. Es war ein Geschenk seiner Mutter – etwas merkwürdig, aber vielleicht hatte sie das Gefühl, er könnte es brauchen. Bei der anschließenden modernen Robisonade muss sich Brian eine Art Schutzhütte aus Steinen und Ästen bauen und seinen Hunger vorerst mit Beeren und Schildkröteneiern stillen. Allmählich lernt er die notwendigsten Dinge: Feuermachen, Jagen und Fischen, sich vor wilden Tieren wie Bären oder Wölfen schützen. Schließlich wird die Wildnis so etwas wie sein Zuhause. Hier findet er auch Zeit, über seine schwierige Familiensituation nachzudenken, über seine Mutter, die er bei einer Affäre ertappte und die darauffolgende Scheidung der Eltern. Am Ende geht sein Abenteuer glimpflich aus: Brian wird von jemandem gefunden, der sein Notrufsignal empfangen hat, das er über einen Sender im Flugzeugwrack absenden konnte.

Der Erfolg des Romans inspirierte Paulsen dazu, weitere Bücher über Brian zu schreiben. Im zweiten, „Der Fluss“, kehrt er in die kanadische Wildnis zurück, weil Psychologen seine Überlebenstechnik studieren wollen. Das Experiment geht einigermaßen schief und wird ernster als geplant, am Ende muss Brian einen verunglückten Expeditionsteilnehmer auf einem Floß zum nächsten Ort bringen, um ihm das Leben zu retten. „Der Fluss“ war das Folgebuch zu „Allein in der Wildnis“, wie ich aber auf Wikipedia erfuhr, gibt es noch „Brians Winter“, was chronologisch vor „Der Fluss“ gehört, weil es ein alternatives Ende zu Brians Überlebenskampf aus Buch 1 bietet (er wird nicht gefunden, sondern macht sich selbst auf, um zurück in die Zivilisation zu gelangen). „Zurück in die Wildnis“ und „Brian’s Hunt“ (deutscher Titel konnte nicht ermittelt werden) schließen die Saga ab: Der Junge merkt, dass er mit dem „normalen“ Leben nicht mehr klar kommt, auch den Kontakt zu anderen Menschen nicht unbedingt braucht und deshalb lieber in die kanadischen Wälder zurückkehren möchte.

Da es schon lange her ist, dass ich die Bücher las, kann ich mir kein Urteil mehr darüber erlauben. Sicherlich habe ich mit Brian mitgefiebert und gehofft, dass alles gut ausgeht, vielleicht auch über seinen Erfindungsreichtum gestaunt. Ich denke, dass die Geschichten auch heute Jugendliche faszinieren können, denn das Thema ist schließlich sehr existenziell: Wie komme ich allein in einer feindlichen Umgebung klar, ohne ausreichend Ausrüstung und Nahrung und ohne Aussicht auf Rettung? Das Buch erschien 1987 und die Kinder von damals wussten mit Sicherheit nicht mehr mehr über die Natur und das Leben darin als die von heute. Brian ist also ein ganz normaler Junge, mit dem sich der Leser identifizieren kann und der sich auf seine Instinkte verlassen (siehe auch Trisha in Kings „Das Mädchen“, die ähnliches durchmacht) sowie viele Fehlversuche hinnehmen muss, bis er lernt, worauf es ankommt. Aktueller als der Klassiker „Robinson Crusoe“ und mindestens ebenso fesselnd.

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